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Industrie- und Filmmuseum Wolfen - Besuch dringend empfohlen!
Das Industrie- und Filmmuseum Wolfen
Ein Besuch an der Wiege des ersten modernen Farbfilms der Welt

"Du hast den Farbfilm vergessen", trällerte einst Nina Hagen ihrem Michael vorwurfsvoll im Jahre 1974 zu. Heute könnte es heißen: "Du kannst den Farbfilm vergessen." Als im Jahre 1936 in der einst zweitgrößten Filmfabrik der Welt die Massenproduktion des AgfacolorNeu-Films anlief war dies eine Weltsensation. Mit diesem Film konnte endlich jeder der wollte farbig fotografieren. Heute haben jedoch digitale Speicher den Farbfilm in der Kleinbildfotografie fast vollständig verdrängt. Das Gebäude, in dem die Agfa 1936 ihre Entwicklung großtechnisch umsetzte, ist seit 1993 Herberge des Industrie- und Filmmuseums Wolfen (IFM). Die Besucher können hier alle Stufen der technischen Herstellung von Film verfolgen. Die Studienmöglichkeiten beschränken sich aber nicht auf hinter Glasvitrinen isolierte Werkzeuge und Maschinen. Die großen Anlagen, mit denen einst das Foto- und Filmmaterial produziert wurde, stehen noch und beinahe scheint es, als seien sie gerade abgeschaltet worden. Beispielsweise kann man die Begießmaschine, auf welcher der AgfacolorNeu-Film das erste Mal hergestellt wurde, im IFM hautnah erleben. Auch die besonderen Produktionsbedingungen, unter denen das Rohfilmmaterial hergestellt wurde und zum Teil heute noch hergestellt wird, laden zum Staunen ein.
Und vielen Besuchern geht ein Licht auf: Jeder weiss, dass Filmmaterial lichtempfindlich ist. Die wenigsten jedoch machen sich Gedanken darüber, dass somit das Filmmaterial auch im Dunkeln produziert werden muss. Fensterlose Korridore, Lichtschleusen und dichte Stahltüren bilden eine Barrikade gegen das Tageslicht. Nach dem Museumsrundgang versichern die meisten Besucher: "Wir werden mit einer Filmpatrone ab sofort sorgsamer umgehen. Denn jetzt wissen wir, wie viel Arbeit in so einem Film steckt."

Das Industrie- und Filmmuseum Wolfen dokumentiert die Geschichte der einst zweitgrößten Filmfabrik der Welt.

Während des Rundgangs durch die Dauerausstellung erfahren die Besucher Interessantes über die Geschichte von AGFA und ORWO. Anhand von Originalmaschinen aus den Jahren 1910 bis 1970 kann man die Herstellung von Rohfilm in der Filmfabrik Wolfen nachvollziehen.

Die Ausstellung zur Industriegeschichte der Region Bitterfeld-Wolfen informiert über die Entwicklung einer landwirtschaftlich geprägten Region zu einer der größten Industrieregion Mitteldeutschlands.

Von AGFA zu ORWO
Über die Geschichte der Filmfabrik Wolfen

Ebenso beeindruckend wie die Produktionsbedingungen unter denen Film hergestellt wurde, ist die wechselvolle Geschichte der Filmfabrik Wolfen. Im Rahmen der Führungen erfahren die Besucher beispielsweise, was sich hinter der Abkürzung AGFA verbirgt und warum die AGFA sich entschloss, 1909 in Wolfen eine Filmfabrik zu errichten. Bereits drei Jahre später avancierte die Filmfabrik Wolfen zum größten Werk seiner Branche in Europa und nach der Eastman-Kodak-Company in Rochester/USA zum zweitgrößten Rohfilmproduzenten.
Mit der Aufnahme der Produktion von Seide auf der Basis von Viskose im Jahre 1922 wurde der Aufbau des Chemiefasersortiments als eine neben dem Film zweite Säule der Filmfabrik eingeleitet. Ab 1929 bis 1945 war die Filmfabrik Wolfen Sitz der Sparte III des IG Farben-Konzerns. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges machte die amerikanische Besatzungsmacht das technologische Wissen der Filmfabrik der Konkurrenz zugänglich. Außerdem wurden circa 60% der Produktionsanlagen im Rahmen der Reparationsleistungen in die Sowjetunion abtransportiert. Von 1946 bis 1953 war das Werk Eigentum der Sowjetunion. 1954 erfolgte die Übergabe der Filmfabrik an die DDR.

Im Jahre 1956 wurde die weitere Kooperation mit der "Agfa Aktiengesellschaft für Photofabrikation Leverkusen" und vor allem die gemeinsame Nutzung des Warenzeichens mit dem Abschluß eines Grundsatzvertrages geregelt. Dieser Vertrag lief 1964 aus. Die Filmfabrik Wolfen trennte sich vom Warenzeichen AGFA und vertrieb seitdem alle Produkte unter dem Namen ORWO (ORiginal WOlfen). Bis 1965 bestimmten die Fotoerzeugnisse aus der Filmfabrik Wolfen das Weltniveau mit. Sozialistische Planwirtschaft und die Einbindung in den RGW stoppten diese Entwicklung. Die Umstellung auf das erfolgreichere Kodak-System war politisch nicht gewollt. Die Filmfabrik Wolfen konzentrierte sich mit ihrem AGFA/ORWO-System vorrangig auf den sozialistischen Wirtschaftsraum. Bis zur Wende 1989 produzierten 14 500 Beschäftigte auf einem Gelände von 165 Hektar 200 Filmsorten in 2500 Konfektionierungsarten. Weitere Produkte waren: magnetische Aufzeichnungsmaterialien, Zellstoff, Viskoseseide und PeCe-Fasern und Futterhefe.

Anhand der Begießmaschine aus den 30er Jahren erfahren Sie, wie der erste praktikable Mehrschichtenfarbfilm der Agfa im Jahre 1936 hergestellt worden ist.

Im Dezember 1989 erfolgte aus ökologischen Gründen die Einstellung der Viskosefaserproduktion. Im März 1990 wurde das Fotochemische Kombinat aufgelöst und der bisherige Stammbetrieb, der VEB Filmfabrik Wolfen, im Juni 1990 in die Filmfabrik Wolfen AG umgewandelt. 1991 begann die Umgestaltung des Geländes der Filmfabrik Wolfen in einen Industriepark. Verkäufe von Werkstätten und Immobilien führten zur Ansiedlung privater Wirtschaft. Alte Fabrikhallen wurden abgerissen und es wurde begonnen, das Gelände für Neuansiedlungen vorzubereiten. Im Jahre 1994 scheiterte die Gesamtprivatisierung der Filmfabrik. Die Liquidation des gesamten Unternehmens wurde eingeleitet und die Privatisierung einzelner Betriebe vorangetrieben. Erfolgreich auf dem Markt hat sich als moderner Fotodienstleister beispielsweise die ORWO Net GmbH etabliert. Die FilmoTec GmbH führt die Herstellung fotografischer Aufzeichnungsmaterialien am traditionellen Filmstandort Wolfen fort.
Das Maschinenbauunternehmen MABA Spezialmaschinen GmbH hat sich zum Komplettanbieter von Verfahrenstechnik, hauptsächlich Beschichtung, etabliert. Viele auf dem Gelände ansässige Firmen laden gerne ihre Geschäftspartner in das IFM ein um ihnen die Wurzeln ihrer Unternehmen zu zeigen.
Eine Zeitreise von 1800 bis 2004
Industriegeschichte der Region Bitterfeld-Wolfen

Seit Anfang des Jahres 2006 lädt das Industrie- und Filmmuseum Wolfen die Besucher auf eine Zeitreise durch die Industriegeschichte der Region Bitterfeld-Wolfen von 1800 bis ins Jahr 2004 ein.

Filmschneidemaschine aus dem Jahre 1910.

Die Besucher erfahren, wie sich eine ländlich geprägte Region zu der größten Industrieregion Mitteldeutschlands gewandelt hat.

Eingebunden in die politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und der Welt informiert die Dauerausstellung über Ansiedlungen von AEG, Griesheim Elektron, der Agfa und weiterer kleinerer Unternehmen. Die Produktpalette wurde im Laufe der Jahre vielseitig: Edelsteine, Düngemittel, Ziegel, PVC, Kunstseide, Farbgrundstoffe, Farbfilme, Leichtmetalle, PeCe, Wasserstoff, Wolpryla...

Die Ausstellung zeigt jedoch auch die Kehrseite dieser Industrieansiedlungen: die zunehmende Produktion zog eine Belastung von Mensch und Umwelt durch Gerüche, Ruß, Staub und Abwasser nach sich.

Weitere Themen der Dauerausstellung sind: wesentliche Etappen der industriellen Entwicklung im Ersten und Zweiten Weltkrieg, der Wiederaufbau ab 1945, das Kohle-, Energie- und Chemieprogramm, der Bitterfelder Weg, die Kombinatsbildung und das Wohnungsbauprogramm. Interessant ist das Spannungsfeld: Bitterfeld wurde als "schmutziger Hinterhof Berlins" bezeichnet - gleichzeitig war die Region durch die Entstehung neuer Naturlandschaften wie den Muldestausee geprägt.

Der dramatische Produktionsrückgang infolge der Stilllegungen ab 1990 bringt eine Reihe von Problemen und Aufgaben mit sich: eine hohe Arbeitslosigkeit, der Aufbau eines modernen Industrieparks und der Wandel zu einem Zentrum der Naherholung.

Die Eröffnung des zweiten Teils der Dauerausstellung erfolgte in der ersten Jahreshälfte 2007. Die vorhandene Ausstellung wurde um zahlreiche Exponate, welche die industriegeschichtlich bedeutsamen Erfindungen und Erzeugnisse belegen, ergänzt. Außerdem kann sich der Besucher über die Forscher, Entwickler und Unternehmer, die hinter diesen Meilensteinen stehen, informieren.

Fotoapparate, Projektoren, Kameras
Die Schatzkammer des Museums

Die "Schatzkammer" des Museums beherbergt eine Sammlung von über 800 Fotoapparaten, Film- und Diaprojektoren vorwiegend aus deutscher Produktion. Sie ist die größte öffentlich zugängliche Sammlung in Sachsen-Anhalt. Entstanden ist sie aus Sammlungen der Filmfabrik Wolfen und des Kreismuseums Bitterfeld. Viele Privatpersonen und Institutionen schenken dem Museum historische Apparate. So beispielsweise übergab die aufgelöste Fotofachschule in München 2005 dem Museum eine umfangreiche Sammlung.

Im Industrie- und Filmmuseum Wolfen befindet sich die größte öffentlich zugängliche Sammlung von Fotoapparaten, Schmalfilmkameras und Projektoren in Sachsen-Anhalt. Insgesamt sind über 800 historische Stücke ausgestellt.

Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Bibliothek
Weitere Angebote des IFM Wolfen

Das IFM möchte den Besuchern ein abwechslungsreiches Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm bieten. So finden pro Jahr vier bis sechs Sonderausstellungen und verschiedene Veranstaltungsreihen statt. Fast immer ausverkauft sind die Filmvorführungen der Reihe " Filme wiederentdeckt". Gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Sachsen-Anhalt und dem Förderverein IFM e.V. zeigt das IFM vier Mal im Jahr einst verbotene oder vergessene Filme. Besonderes Highlight ist das anschließende Gespräch mit dem jeweiligen Regisseur des Films oder bekannten Schauspielern. So wurden beispielsweise schon Gojko Mitic, Volker Koepp, Karl Gass, Kurt Maetzig und Michael Verhoeven als Gesprächsgäste begrüßt.

Dunkelflur mit Elektrokarren zum Transport der begossenen Filmbahnen.

Der Förderverein IFM e.V. bietet interessante Vorträge zur Geschichte der Filmfabrik sowie Diavorträge an.
Informativ ist auch die vom Verein herausgegebene Schriftenreihe zur Geschichte der Filmfabrik Wolfen. Der Veranstaltungsraum vom IFM wird außerdem sehr gerne von Firmen, Institutionen und Vereinen für Tagungen und Festveranstaltungen gebucht.

Das historische Firmenarchiv der Filmfabrik Wolfen sowie die im IFM vorhandene Präsenzbibliothek wird intensiv von Studenten, Historikern und Interessierten genutzt. Das Archiv besteht aus 2,1 Kilometer Schriftgut , darunter Forschungs- und Geschäftsberichte sowie technische Unterlagen. Dazu gesellen sich Sammlungen wie beispielsweise 18 000 Fotos und Etiketten. Mehrere Diplomarbeiten und Dissertationen sind aus dem Material schon entstanden.

Mit einem Schuhkarton fotografieren
Angebote für Kinder und Jugendliche

Das man sogar mit einem Schuhkarton Fotos machen kann hätten die meisten Schüler nicht gedacht. Beliebt ist das Angebot für Schüler der Sekundarstufe. Im hauseigenen Labor können die Kinder ihre Fotos entwickeln und erfahren während der Dunkelkammerarbeit hautnah unter welchen Lichtbedingungen in der Filmfabrik gearbeitet wurde. Auch das Anfertigen von Fotogrammen macht den Kindern viel Spass. Das Programm "Vom Daumenkino zum Kinofilm" ist auch für jüngere Kinder geeignet.

Beliebt bei Kindergartengruppen, Schulklassen und Familien sind die Begleitprogramme im Rahmen der Mit-Mach-Ausstellungen. Diese interaktiven Ausstellungen bieten Gelegenheit zum selbständigen Experimentieren und Forschen. Um das museumspädagogische Angebot auszubauen und weiterzuentwickeln arbeitet das IFM seit diesem Jahr mit der Arbeitsgruppe "Kulturelle Lernorte" des Landesinstituts für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA) zusammen.

Befruchtend für das Museum sind außerdem Kooperationen mit touristischen Dienstleistern. Beispielsweise arbeitet das IFM mit dem Tourismusverband "TourismusRegion Wittenberg e.V." im Rahmen der Kohle-Dampf-Licht-Tour zusammen.

Informieren auch Sie sich über die Filmherstellung in der einst zweitgrößten Filmfabrik der Welt!

Kontakt:

Industrie- und Filmmuseum Wolfen
OT Wolfen
Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Areal A
Bunsenstrasse 4
06766 Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt)

Telefon: 03494 - 63 64 46
Fax: 03494 - 63 60 91

E-Mail: info@ifm-wolfen.de
Homepage: www.ifm-wolfen.de

Im Schmelzraum wurde die Emulsion für den Beguss des Rohfilms zubereitet.

 
 
 
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